Schätzungsweise wird jetzt der süddeutsche und bayerische Leser unserer Tagebuchseite eher wissen, was gemeint ist. Der Norddeutsche zum Beispiel kann vermutlich eher weniger mit dem Begriff „Watschnbaum“ anfangen…
Eine kurze Erklärung: Mit „Watschnbaum“ ist gemeint, daß irgendwann – wenn das Maß voll ist und wenn der Bogen überspannt ist, übrigens egal in welcher (Lebens-)Situation – ein Donnerwetter folgt. In welcher Form auch immer. Dann fällt eben der sprichwörtliche „Watschnbaum“ um 😉 ! Das kann einerseits ein verbales Gewitter sein oder auch mal ein Klaps auf den Hintern.
Aber was hat das mit Luke zu tun ? Ich sag’s Euch: JEDE MENGE !
Wie die fleissigen Blogleser wissen, sind Luke und Lily ja seit gefühlten viereinhalb Jahren in der Pubertät. Nagut, ganz so schlimm ist es auch nicht – aber auch ein paar Monate können einem wie eine halbe Ewigkeit vorkommen, wenn man tagtäglich mit Labiblödsinn konfrontiert wird 😎 !
Während Lily’s Pubertät sich so zeigt, daß sie etwas „schleppender“ auf Befehle hört und manchmal etwas – sagen wir mal – ignorant – wirkt, schiesst Luke permanent den Vogel ab. Er foppt uns regelrecht. Beispiel gefällig ? Er ist spätabends nochmal draussen im Garten. Ich stehe dann in der Terrassentür und rufe ihn. Sollte eigentlich reichen und für den Hund ein untrügliches Zeichen sein, daß er reinkommen soll. Nicht irgendwann, sondern JETZT ! Hmpf – soviel zur Theorie. Ich sehe ihn in der Dunkelheit noch nicht mal. Ich rufe nochmal – jetzt schon etwas nachdrücklicher. Wieder nichts. Doch, da – ich höre etwas anrauschen, wie eine nahende Dampflok, die gleich aus dem stockfinsteren Tunnel auftaucht. Da kommt Luke, seinen großen Ball im Maul, und rennt gut gelaunt an mir vorbei. Mitten im Spiel, Herrchen existiert in dem Moment nur als Deko und nicht als Chef. Ja geht’s noch ? Ich merke, wie meine Ader am Hals langsam die Pumpleistung steigert.
Wieder rauscht das bestens gelaunte Labikind an mir vorbei, wirft mir nochmal einen reizenden Blick zu und verschwindet hinter der Hundehütte. Manchmal bin ich ja tolerant – also entscheide ich mich für einen lauten und durchdringenden Pfiff. Bei dem weiß er normalerweise, daß es bereits 5 NACH 12 ist und kommt dann doch zu mir. Naja, normalerweise ist scheinbar nicht heute ! Der Pfiff schreckt nur zwei Vögel auf, die im Baum rechts neben dem Haus wohl schlafen wollten und nun laut schimpfend an uns vorbeiflattern. Sorry, Birdies – war nicht so gemeint, wir haben’s hier gleich…
Nun, auch der Pfiff bringt – genau gesagt – GAR NIX ! Jeder Hundebesitzer kennt diese Situation sicherlich und jeder weiß, wie bescheuert man sich dann vorkommt. So richtig machtlos. Man steht in der Dunkelheit in Pantoffeln auf der Terrasse und versucht mit Engelszungen, Befehlen, Pfiffen und sonstigen Verrenkungen, einen HUND zum Reinkommen zu bewegen. Tolle Wurst – das darf echt keiner sehen.
Und dann war es soweit – die Ader am Hals war bis zum Anschlag aufgepumpt, die Augen geweitet und der Mundwinkel begann zu zucken. Derartig entstellt schnappte ich mir meine Gartenschuhe, sprang mehr oder weniger elegant hinein und ging festen und schnellen Schrittes Richtung Hundehütte. Mein Schatten, der durch die Terrassenbeleuchtung auf die Hundehütte geworfen wurde, hätte von der Statur und Form auch von einem Transformer stammen können – jedenfalls sah er viermal so groß aus wie ich. Das sah auch Luke und war sichtlich eingeschüchtert. Naja – mein Gesichtsausdruck tat das Übrige. Plötzlich verliess ihn sein pubertärer Mut und er legte sich gaaaaanz flach auf den Boden, Ohren ganz eng an den Kopf angelegt – und der Ball war auf einmal auch nicht mehr interessant. Tja, mein Freund – nicht mit mir !
Ich führte ihn am Schlawittchen – also am Nacken – zur Terrasse und liess ihn los. Er rannte los, hinein ins Haus – und während ich die Gartenschuhe auszog und wieder neben der Tür parkte – blieb Luke nicht auf dem Handtuch stehen, das als Teil der „Pfotenwaschstraße“ seit den ersten Welpentagen vor der Tür liegt und das er GANZ GENAU kennt, sondern flitzte mit vor Dreck strotzenden Pfoten durch’s Esszimmer Richtung Küche. Ja sachma – jetzt hackt es aber ganz gewaltig. Strumpfsockert rannte ich hinterher, brüllte ein lautes „LUUUUUUKE, HIIIIEEEER !!!!“ (und ich glaube, ein herzhaftes „zefix“ war auch noch dabei) und bekam ihn vor der Theke zu fassen. Und dann war es Zeit, Stufe 2 zu zünden: Er bekam einen echten Klaps auf den Hintern. Manchmal helfen gute Worte nicht weiter. Ich nahm ihn mit zurück zur Pfotenwaschstraße, machte ihn sauber und legte ihn im Anschluß in seinem Körbchen ab. Sichtlich durcheinander blieb er auch tatsächlich liegen und schlief recht bald ein. So wenig mir das gerade Erlebte selbst gefallen hat, so sicher war ich mir eigentlich, daß dieses Donnerwetter ein Einzelfall bleiben sollte. Tja-ha-haaaaa, WEIT gefehlt, liebes Herrchen.
Schon am nächsten Abend kam Teil 2 der Vorstellung.
Wieder war Luke spätabends draußen, wieder rief ich einmal, rief ich ein zweites Mal. Nichts. Wieder pfiff ich. Und wieder schwoll die Ader und pumpte wie blöd. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, daß der kleine Kerl mit seinen knapp 30kg immer noch dachte, daß ER der Chef ist und nicht ich. Und irgendwie kam ich mir hochgradig verschaukelt vor. Jeder Hundebesitzer weiß, daß man an dieser Stelle keinesfalls locker lassen darf, sonst sind die Rollen und die Rangordnung im Rudel ganz schnell (um-)verteilt und können nicht mehr so ohne weiteres reorganisiert werden. Und als Luke immer noch keine Anstalten machte hereinzukommen, sondern stattdessen lieber mit sich selbst fangen spielte, lief ich in den Garten. Diesmal ohne Gartenschuhe, sondern mit Hausschuhen – was mich selbst noch mehr nervte, weil es nass und matschig war.
Jetzt war es soweit, der Watschnbaum fiel um und es gab ein echtes Donnerwetter. Steter Tropfen höhlt ja angeblich den Stein – mal sehen, ob das auch erziehungstechnisch bei Luke etwas bringt…
Ich schnappte ihn mir, „begleitete“ ihn und seinen Nacken ins Haus, gab ihm einen Klaps auf den Poppes (wobei die Lautstärke schlimmer war als der eigentliche Klaps), machte ihn sauber und liess ein kleines Gewitter los. Sichtlich beeindruckt kauerte er neben mir und folgte mir dann ganz kleinlaut und geduckt ins Wohnzimmer, um von allein ins Bett zu gehen. Öha !!! Erste Besserung in Sicht ?
So, und jetzt kommt’s. Seit diesem Vorfall scheint Luke seinen Meister gefunden zu haben. Wenn ich etwas sage, hört er drauf. Wenn ich sage „runter von der Couch, ab ins Betti“, dann geht er runter von der Couch und schnurstracks ins Körbchen. Und das Beste ist: Wenn er spätabends, morgens, tagsüber, wann auch immer im Garten ist und ich einmal (also tatsächlich nur EINMAL !) „Luke“ rufe, kommt er aus dem hintersten Winkel des Gartens angerannt, läuft ins Haus und bleibt auf seinem Handtuch stehen. Egal, ob er schmutzige Pfoten hat oder nicht. Und bei dem ganzen Vorgang hat er ein wirkliches Grinsen auf dem Gesicht. Er strahlt förmlich und ist von sich selbst scheinbar so begeistert, weil er eben brav ist und mein Kommando befolgt hat. Wow – wie ausgewechselt.
Ich bin als Herrchen natürlich unfassbar stolz darauf und das lasse ich ihn auch spüren. Seitdem sind wir NOCH bessere Freunde – jetzt aber mit dem feinen Unterschied zu vorher, daß wir zwar Freunde sind, aber ich der Rudelboss bin. Und das ist ein GROOOSSER Unterschied !
Offenbar waren diese beiden Abende, wo ich wirklich knallhart durchgegriffen und ihn in seine Schranken verwiesen habe, das Zünglein an der Waage und der Grund, weshalb er jetzt so gut hört. Hoffen wir mal, daß es so bleibt.
Viele Grüße von Chris und Luke, dem Engelchen 😉 !
P.S.: Und wenn Ihr das Beitragsbildchen mit Luke und seinem unwiderstehlichen Blick anschaut, dann könnt Ihr Euch vorstellen, WIE SCHWER es ist, ihm böse zu sein… er weiß schon GANZ genau, wie er es machen muß…… 😀